Eine ethnologische Exkursion ins Kasino lohnt sich. Wenn
meist nicht finanziell, dann doch im Erfahrungswert. Mich hat es zum Nachdenken
gebracht. Ganz besonders in Kombination mit diesem Ausschnitt, der in meinem
letzten Post vorgestellten, Rede von Sapolsky. Was bewegt diese alte Dame am
Rouletttisch bis um 2 Uhr nachts ein Plastikplättchen nach dem anderen in den
Schlund der Croupiers verschwinden zu lassen? Was motiviert sie?
Dopamin ist ein wichtiger Spielgefährte. Ein allseits
bekannter Akteur des Gehirnchemietheaters, der immer als die „Belohnungsdroge“
verschriehen ist. Doping, gedopet, Dope... Dopamin erinnert an aufputschen,
verbessern, berauschen. Diese Ähnlichkeit ist verwirrend, denn eigentlich kommt
das Wort Dopamin von DOPA (Dihydroxyphenylalanin), einer chemischen Vorstufe
für diesen Stoff.
Dopamin wird besonders von Zellen im ZNS in der Substatia
nigra, einem kleinen sehr alten Teil unsers Gehirns hergestellt. Diese reichen
mit ihren Synapsen an Zellen des limbische Systems, dem Frontallappen der
Grosshirnrinde und in mit der Motorik assozierte Bereiche der Basalganglien.
Für unsere Motivation sind sicherlich die zwei ersten
Bahnen am interessantesten.
Laut dem deutschen Wikipediaartikel wird es auch als
"Glückhormon" bezeichnet. Es ist tatsächlich so, dass Dopamin wahrscheinlich für
das Wahrnehmen eines „Flow“s verantwortlich ist. Diese Art von Empfindung hat
jeder von uns wohl schon erlebt: man macht etwas, dass einem Spass macht und
vergisst die Welt umsich herrum. Wir empfinden diesen Zustand als sehr angenehm. Es ist eine Art Trance, im höchsten Moment der Motivation.
Tätigkeiten, die ein solchen Zustand hervorrufen sind bei jedem unterschiedlich:
bei manchen ist es lesen, billiardspielen, mathematische Gleichungen lösen, ein
Stuhl bauen, ein Bild malen… Es ist von Vorteil wenn man diese Tätigkeit zum Beruf
hat. Es fehlt einem wohl kaum an Motivation. Während eines Flowerlebnisses ist
unsere Kreativität in höchstform. Gedanken fliegen nur so hin und her. Mihaly Csikszentmihalyi hat zu diesem Thema
geforscht und festgestellt ein Optimum von Herausforderung und Fähigkeit machen
eine Tätigkeit zu einem Flowerlebnis.
Zurück zum Kasino: Sicher hat die alte Dame am Rouletttisch
ein Flowerlebnis. Sie überlegt wie sie am besten setzen soll. Auf diese oder
jene Reihe oder doch auf eine Zahl? Auf Nummer sicher gehen oder volles Risiko?
Es ist komplex, eine Herrausforderung. Welches ist die beste Taktik? Wenn sie
gewinnt (und das tut sie ab und zu an einem Rouletttisch) denkt sie es war die
Richtige! Sie hat das Spiel durchschaut! Sie denkt sie hat die Fähigkeit diese
schwere Aufgabe, beim Roulette zu gewinnen, zu beherrschen.
Doch was passiert in ihrem Gehirn?
Das limbische system spielt wahrscheinlich beim Flowerlebnisein eine große Rolle. Es heisst Glückgefühle kämen von der Ausschüttung von Dopamin
an den Synapsen des Nucleus Accumbens, teil der Basalganglien und somit des
limbischen Systems. Hier wirken sowohl Kokain als auch Amphetamine. Wenn es
nicht richtig funktioniert, fühlen Menschen sich antriebslos und lustlos. Entsteht
hier auch der Flow?
Es ist wieder etwas komplizierter und man weiß
eigentlich noch gar nicht so richtig, wie das Flowgefühl entsteht. Man kann es
schwer aktiv hervorrufen, weder im Tier noch im Menschen. Forscher aus Aachen
haben 2011 versucht die Gehirnaktivität
während eines Egoshooterspieles aufzunehmen und anhand des Spielverlaufes zu
rekonstruieren, wann ein Flowerlebnis wahrscheinlich aufgetreten ist. Beim Computerspielen
empfinden viele Menschen ein Flowerlebnis. Dafür werden solche Spiele auch
konzipiert. Tatsächlich konnten sie feststellen, dass sowohl der
Nucleus accumbens als auch sensorimotorische (die Wahrnehmen und Bewegung steuern) und cognitive Zentren im
Cortex aktiviert werden. Es scheint also eine
Verbindung aus der Aktivierung des sogenannten Belohnungssystem (Nucleus
Accumbens), das eine Art Glückgefühl hervorruft und der Aktivierung unsere
Bewegungs- und Denkapparats, wahrscheinlich in Verbindung mit einer erhöten
Aufmerksamkeit, zu sein, die als Flow wahrgenommen wird und uns so sehr motiviert weiterzumachen.
So vielleicht kann man sich vorstellen, was einen dazu motiviert, sein ganzes Geld an einem Rouletttisch zu verprassen. So kann man, die in uns vorhandene Motivationsmachinerie gnadenlos missbrauchen um sich
unglaublich zu bereichern. Clever gemacht liebe Kasinobetreiber!
Klasen, M., Weber, R., Kircher, T. T. J., Mathiak, K. a, & Mathiak, K. (2012). Neural contributions to flow experience during video game playing. Social cognitive and affective neuroscience, 7(4), 485-95. doi:10.1093/scan/nsr021
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