Dienstag, 25. September 2012

Kritisch und trendbesessen: Jetzt mit extra Wissenschaft!

Das US-amerikanische Magazin Vice  hat laut Wikipedia die Zielgruppe "kritische, trendbesessene und kulturbestimmte Großstadtbewohner, zwischen 21 und 40 Jahre alt". Es ist mir zwar unklar, wer in diesem Artikel zitert wird, aber schön, dass sich diese kritischen, trendbesessenen und kulturbestimmten Großstadtbewohner, zwischen 21 und 40 Jahren, auch für Wissenschaft  begeistern lassen. Die jetzige Ausgabe trägt nämlich den Titel "weird science"  und hat ein paar interessante Artikel zum Thema Sex, Drugs und Wissenschaft. Viel Sciencefiction ist auch dabei, aber der Artikel zu den kriminellen Chemikern ist, nicht nur für Fans von Breaking Bad, zu empfehlen. Der Teeniekrebsforscher ist auch recht beeindruckend. Naja und die ist ja umsonst!

Dienstag, 18. September 2012

Rien ne va plus!



Eine ethnologische Exkursion ins Kasino lohnt sich. Wenn meist nicht finanziell, dann doch im Erfahrungswert. Mich hat es zum Nachdenken gebracht. Ganz besonders in Kombination mit diesem Ausschnitt, der in meinem letzten Post vorgestellten, Rede von Sapolsky. Was bewegt diese alte Dame am Rouletttisch bis um 2 Uhr nachts ein Plastikplättchen nach dem anderen in den Schlund der Croupiers verschwinden zu lassen? Was motiviert sie? 

Dopamin ist ein wichtiger Spielgefährte. Ein allseits bekannter Akteur des Gehirnchemietheaters, der immer als die „Belohnungsdroge“ verschriehen ist. Doping, gedopet, Dope... Dopamin erinnert an aufputschen, verbessern, berauschen. Diese Ähnlichkeit ist verwirrend, denn eigentlich kommt das Wort Dopamin von DOPA (Dihydroxyphenylalanin), einer chemischen Vorstufe für diesen Stoff.
Dopamin wird besonders von Zellen im ZNS in der Substatia nigra, einem kleinen sehr alten Teil unsers Gehirns hergestellt. Diese reichen mit ihren Synapsen an Zellen des limbische Systems, dem Frontallappen der Grosshirnrinde und in mit der Motorik assozierte Bereiche der Basalganglien.



Für unsere Motivation sind sicherlich die zwei ersten Bahnen am interessantesten.
Laut dem deutschen Wikipediaartikel wird es auch als "Glückhormon" bezeichnet. Es ist tatsächlich so, dass Dopamin wahrscheinlich für das Wahrnehmen eines „Flow“s verantwortlich ist. Diese Art von Empfindung hat jeder von uns wohl schon erlebt: man macht etwas, dass einem Spass macht und vergisst die Welt umsich herrum. Wir empfinden diesen Zustand als sehr angenehm. Es ist eine Art Trance, im höchsten Moment der Motivation. 
Tätigkeiten, die ein solchen Zustand hervorrufen sind bei jedem unterschiedlich: bei manchen ist es lesen, billiardspielen, mathematische Gleichungen lösen, ein Stuhl bauen, ein Bild malen… Es ist von Vorteil wenn man diese Tätigkeit zum Beruf hat. Es fehlt einem wohl kaum an Motivation. Während eines Flowerlebnisses ist unsere Kreativität in höchstform. Gedanken fliegen nur so hin und her. Mihaly Csikszentmihalyi hat zu diesem Thema geforscht und festgestellt ein Optimum von Herausforderung und Fähigkeit machen eine Tätigkeit zu einem Flowerlebnis.
Zurück zum Kasino: Sicher hat die alte Dame am Rouletttisch ein Flowerlebnis. Sie überlegt wie sie am besten setzen soll. Auf diese oder jene Reihe oder doch auf eine Zahl? Auf Nummer sicher gehen oder volles Risiko? Es ist komplex, eine Herrausforderung. Welches ist die beste Taktik? Wenn sie gewinnt (und das tut sie ab und zu an einem Rouletttisch) denkt sie es war die Richtige! Sie hat das Spiel durchschaut! Sie denkt sie hat die Fähigkeit diese schwere Aufgabe, beim Roulette zu gewinnen, zu beherrschen.
Doch was passiert in ihrem Gehirn?
Das limbische system  spielt wahrscheinlich beim Flowerlebnisein eine große Rolle. Es heisst Glückgefühle kämen von der Ausschüttung von Dopamin an den Synapsen des Nucleus Accumbens, teil der Basalganglien und somit des limbischen Systems. Hier wirken sowohl Kokain als auch Amphetamine. Wenn es nicht richtig funktioniert, fühlen Menschen sich antriebslos und lustlos. Entsteht hier auch der Flow?
Es ist wieder etwas komplizierter und man weiß eigentlich noch gar nicht so richtig, wie das Flowgefühl entsteht. Man kann es schwer aktiv hervorrufen, weder im Tier noch im Menschen. Forscher aus Aachen haben  2011 versucht die Gehirnaktivität während eines Egoshooterspieles aufzunehmen und anhand des Spielverlaufes zu rekonstruieren, wann ein Flowerlebnis wahrscheinlich aufgetreten ist. Beim Computerspielen empfinden viele Menschen ein Flowerlebnis. Dafür werden solche Spiele auch konzipiert.  Tatsächlich  konnten sie feststellen, dass sowohl der Nucleus accumbens als auch sensorimotorische (die Wahrnehmen und Bewegung steuern) und cognitive Zentren im Cortex  aktiviert werden. Es scheint also eine Verbindung aus der Aktivierung des sogenannten Belohnungssystem (Nucleus Accumbens), das eine Art Glückgefühl hervorruft und der Aktivierung unsere Bewegungs- und Denkapparats, wahrscheinlich in Verbindung mit einer erhöten Aufmerksamkeit, zu sein, die als Flow wahrgenommen wird und uns so sehr motiviert weiterzumachen.
So vielleicht kann man sich vorstellen, was einen dazu motiviert, sein ganzes Geld an einem Rouletttisch zu verprassen. So kann man, die in uns vorhandene Motivationsmachinerie gnadenlos  missbrauchen um sich unglaublich zu bereichern. Clever gemacht liebe Kasinobetreiber!



Klasen, M., Weber, R., Kircher, T. T. J., Mathiak, K. a, & Mathiak, K. (2012). Neural contributions to flow experience during video game playing. Social cognitive and affective neuroscience, 7(4), 485-95. doi:10.1093/scan/nsr021
 Mihaly Csikszentmihalyi Flow. Klett-Cotta, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-608-94555-3.

Donnerstag, 6. September 2012

blau blau blau...


Wer hat blaue Füsse, und zwar nicht weil es zu kalt ist, und gibt auch noch damit an?


der Blaufusstölpel! Fast so gut wie der englische Name : Blue-footed Booby!

Diesen lustigen Vogel findet man hauptsächlich auf den Galapagos Inseln. Und die blauen Füsse? Natürlich für die Girls! Sie zeigen dem Weibchen in der Paarungszeit wie gut die Männchen im Nahrungserwerb sind: Je blauer desto mehr Fische gibt es für die Babys. Es stellt also ein "honest signal" dar, also eine ehrliche Qualitätsinformation für die Weibchen. So kann man sich auch erklären wie ein so auffälliges Merkmal sich envolutionär entwickeln konnte. Die Weibchen haben diesen Zusammenhang irgendwann erkannt und so immer die Männchen mit blauen Füssen zur Paarung auserkoren und nach vielen Generation haben alle blaue Füsse. 
Es geht noch weiter: da die Farbe sich sogar in kürzester Zeit je nach dem Zugang zum Futter ändern kann, können die Weibchen ihre Investition in der Paarung ändern. Das heisst, dass sie, wenn der Tölpelprinz sich doch als Frosch herrausstellt, auch weniger in die Partnerschaft investieren und gegebenenfalls die Paarung verweigern. Also, liebe Tölpelmännchen, haltet euch ran sonst war das ganze Geflirte um sonst...


Torres, R and Velando, A (2003) A dynamic trait affects continuous pair assessment
in the blue-footed booby, Sula nebouxii
. Behav Ecol Sociobiol  55:65–72